Eine musikalische Zeitreise
Was wäre das Leben ohne Musik? Ich mag mir ein solches gar nicht vorstellen und deshalb gibt es hier nun für euch, auch den zweiten Teil meiner musikalischen Zeitreise. Ich hoffe, ihr habt auch dieses Mal wieder sehr viel Spaß dabei.
Wir schreiben das Jahr 1989. Die 80er Jahre haben die Musik verändert. Nicht nur die legendäre „Neue Deutsche Welle“ hat seinen Weg in die Zimmer der Jugend und in die Hitparaden geschafft, auch international tut sich so einiges.
Mit einem noch so nie dagewesenen Sound präsentiert sich im Mai 1989 die Band „Mysterious Art“. Sie kommt äußerst modern, aber auch etwas gruselig daher. Ihre Single heißt „Das Omen 1“ und fasziniert mich von Erklingen der ersten Note an. Leider wird das Lied im Radio nur selten gespielt, sodass ich mir eines Tages einen Sampler kaufe, auf dem auch dieser Song enthalten ist.
Ach ja, heute kennt man das gar nicht mehr, aber damals, Anfang der 90er Jahre gab es noch kein Streaming, kein Apple Music oder Spotify. Mein saß wie gebahnt vor dem Radio und hoffte, irgendwann würde auch der eigene Lieblingssong gespielt. Den hat man dann auf Tonband aufgenommen und sich wahnsinnig geärgert, wenn am Ende der Moderator in den Titel quatschte.
Hach, was waren das für irre und doch auch schöne Zeiten.
Anfang der 90 Jahre bin ich 15 Jahre alt. Die Schule nervt, die Konflikte mit den Eltern häufen sich und wer was von sich hält, der geht auf die Kirmes und verbringt dort Stunden am Autoscooter. So fühlt man sich cool und ganz, ganz wichtig.
Auf der Kirmes gibt es die Hits der Stunde ohne Unterbrechung. Und mich fasziniert besonders ein Titel. „I can´t stand it“ heißt er und er kommt von der Band „Twenty4Seven“. Es ist der Eurodance, der sich mehr und mehr auf den Weg macht, Deutschland und Europa zu erobern. Sein Prinzip ist denkbar einfach. Eine singende Frau, ein Rapper und eine Melodie, die zum Tanzen anregt, fertig ist der Superhit.
Ebenso funktioniert auch „The Power“ von Snap. Fremd, mächtig und laut kommt dieser Song daher, der für mich absolut episch ist. Rapper Turbo B. sorgt hier mit seiner Stimme für pure Gänsehaut. Als ich mir das Album als Tonband kaufe und es des Abends in meinem Zimmer spiele, fragt meine Mutter mich ganz bescheiden, ob es mir noch gut ginge? Ich muss leiser drehen und dieses (für meine Begriffe) wunderbare Meisterwerk leise hören. Zum Glück habe ich noch funktionierende Kopfhörer. Was für ein Song.
Ja und dann kommt „Mr Vain“. Dieser noch einmal schnellere Sound erobert in wenigen Tagen Deutschland. „Culture Beat“ sind die Band der Stunde und schaffen mit ihrem „Mr Vain“ nicht nur einen absoluten Megahit, sondern auch eine Hymne, die bis heute auf keiner Party fehlen darf.
So ist das damals. Meine Eltern und ich finden nur noch schwer musikalisch zueinander. Allerdings gelingt es uns einmal die Woche dann doch, denn immer Samstag, zur Mittagszeit, strahlt AFN, der US-Militärsender, den „American Country Countdown“ aus. Die Country-Charts faszinieren meine Eltern und auch mich, sorgen die Songs hier doch für Fernweh und jede Menge „Träumerei“. Einmal die USA selbst sehen, das wär's.
Doch meine Eltern wollen mit mir lieber nach Italien. Eine Busfahrt soll es sein und gemeinsam wollen wir einfach nur eine gute Zeit haben. Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien macht Reisen in die Heimat meines Vaters immer schwerer, um nicht zu sagen, sogar unmöglich. Das Problem ist nur, die besagte Tour nach Italien steht auf der Kippe. Es gibt zu wenige Teilnehmer und meine Eltern werden in die Stadt, zum Reisebüro gebeten. Vielleicht findet sich ja eine Alternative. Das Reisebüro bietet meinen Eltern eine Tour entlang der amerikanischen Ostküste an. Es geht nach New York, Philadelphia, Washington und hinauf nach Kanada zu den Niagarafällen, die hier übrigens spaßig als „Viagra Falls“ bezeichnet werden. Mama und Papa machen es spannend. Sie brauchen Bedenkzeit. Dann aber sagen sie zu und ich kann mein Glück kaum fassen, wir fahren in die USA. Für mich unvergessen, meine Mutter, die im Airbus in Frankfurt am Main sitzt und die Hand meines Vaters greift. Sie hat Tränen in den Augen und sagt, ich kann es noch gar nicht glauben. Was für ein magischer und wunderbarer Moment. Aber ich verstehe sie, auch mir kommt das alles irreal vor.
Amerika ist ein wahnsinnig schönes und faszinierendes Land. Zumindest damals und ich erinnere mich nur zu gerne an die vielen riesigen und weiten Raststätten entlang der Autobahnen. Hier sah man die beeindrucktsten Lkws, einer edler und mächtiger als der andere. In Shops konnte man das an Reiseproviant kaufen, was man gerade benötigte. Hier gab es alles, sogar CB-Funkgeräte, Antennen und Mikrofone. Es war tatsächlich unglaublich.
Aber zurück zur Musik. Nahezu täglich hörte man hier im Radio die Stimme eines Mannes. Garth Brooks hieß er und er sang eine Art modernen Country, schnell, laut, wild und dann wieder leise, sanft und zerbrechlich. Dieser Garth Brooks, damals noch am Anfang seiner Karriere, gehört heute zu den besten Stimmen Amerikas und es gibt kaum einen Amerikaner, der ihn und seine Lieder nicht kennt. Sogar in Las Vegas hat er gesungen und das nicht nur einmal, sondern täglich, jeden Abend und das live. Sein Hit „The Dance“ ist das Meisterwerk einer Ballade und bis heute geht mir der Song jedes Mal direkt ans Herz, wenn ich ihn höre.
Nach unserer Reise in die USA gewann AFN für meine Eltern und mich noch einmal mehr an Bedeutung. Nun war der „Country Countdown“ ein fester Bestandteil des Samstagmittags. Meist hörten wir ihn, wenn wir vom Einkaufen kamen und beim Mittagessen zusammen saßen. Ja, und hier sollte mich besonders eine Stimme ansprechen. Es war die des so wunderbaren und einzigartigen Alan Jackson. Der sang Country, wie er im Buche stand und sein Titel „Chattahoochee“ ist derart von einem amerikanischen Südstaatenslang geprägt, dass man ihn wirklich nur schwer verstehen kann. Aber man muss auch nicht jedes Wort verstehen, eine gute Melodie, ein passender Sound reichen, um zu verzaubern, zumindest für mich.
Sehr ergreifend wurde es allerdings jedes Mal, wenn der Moderator der Sendung von der Band „The Judds“ anfing zu erzählen. „The Judds“ waren zwei Frauen, deren Stimmen zusammen wirklich himmlisch klangen und ihr Song hieß „Love can build a bridge“. Ich glaube, meine Eltern fanden sich in den Worten der Band und dieses Liedes 1:1 wieder, auch wenn er sich eigentlich auf das Verhältnis zwischen Cowboys und Indianern bezog. Nur mussten meine Eltern für ihre Liebe auch viele Brücken bauen, um endlich irgendwann ins Ziel zu kommen.
Ja und damit ist der zweite Teil meiner Zeitreise auch schon wieder zu Ende. Wobei, eigentlich kann und will ich das ja nicht so stehen lassen. Der Ersatzgrieche schreibt von Musik und nichts Griechisches ist dabei? Geht nicht. Also widmen wir uns noch schnell Anna Vissi und Nikos Karvelas. Anna Vissi gehört zu den größten Popstimmen Griechenlands, und Nikos Karvelas ist sowohl als Sänger als auch Komponist erfolgreich.
Im Sommer 1990 fliege ich zum ersten Mal alleine nach Athen. Es geht zu meiner Cousine, meinem Onkel, meiner Tante und der Oma. Ich verlebe eine aufregende und tolle Zeit hier, denn ich bekomme Dinge von Griechenland zu sehen, die mir bisher verborgen geblieben sind. So zeigt mir meine Cousine, dass sie auch gerne mal griechischen Pop hört. Den kenne ich bisher gar nicht, denn mein Vater hört traditionelle Musik aus seiner Heimat, geprägt von viel Bouzouki und Geige. Beide Instrumente findet man hier gar nicht. „Adistrofi Metrisi“ ist Pop pur und passt eher in die 80er als die 90er Jahre. Für mich aber ist es eine echte Revolution und etwas, was ich so zuvor noch nie gehört habe, insofern fasziniert und begeistert es mich auch auf Anhieb.
So und nun ist aber wirklich Schluss. Es soll ja noch einen Teil 3 geben.
Lieber Giannis,
AntwortenLöschenja, was wäre das Leben ohne Musik, das muss ich inzwischen auch sagen. Früher war ich nie so der Musik hören, erst so seit etwa 2 Jahren hab ich es wieder für mich entdeckt und ich könnte echt nicht mehr ohne.
Die ersten Bands kenn ich nicht, aber so ab Power kann ich mit halten 🙈 Haha.... Ja, dir gehts noch gut! Ich stell mir das grade bildlich vor, deine Mutter, die den Kopf so durch die Tür deines Zimmer steckt und ziemlich kritische in den Raum schaut und dich entgeistert fragt... Herrlich. Aber ja, ich mochte die Band und den Song auch aber so oder so, House war einfach mein Sound. Mag ich heute noch sehr, also der old school House.
Und Country, wissen wir ja schon, mögen wir auch beide.
Aber ich find es immer spannend welche Musikrichtung und Bands oder Interpreten uns prägen. Ein paar wenige haben wir gleich aber die meisten sagen mir gar nichts. Gut, wir sind auch nicht gleich alt, ich bin etwas älter von daher waren vor allem der erste Kontakt mit eigenem Musikgeschmack halt etwas anders. Aber schön das du so zolle Erinnerungen und vor allem viele hast.
Es war schön wieder mal was von dir zu lesen und wünsch dir jetzt noch eine wunderbare Vorweihnachtszeit!
Liebe Grüsse
Alexandra
Vielen Dank für den 2. Teil. Den Garth Brooks hab ich mir mal angehört, Shallow gefiel mir sehr gut. Leider gibt Apple Music für diesen Künstler nicht sehr viel her, aber ich hab ja noch andere Möglichkeiten. Die Judds kannte ich, der Alan Jackson ist nicht so ganz meins.
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