Giannis Bremerhaven

 



Und weiter geht sie, unsere gemeinsame Reise in den hohen Norden, quer durch Bremerhaven. Schön, dass ihr auch bei meinem zweiten Teil wieder mit an Bord seid. Ich freue mich, euch dabei zu haben.


Am vergangenen Freitag habe ich euch von der Bremerhavener Innenstadt und der Fußgängerzone erzählt. Sie heute zu sehen, tut mir im Herzen, denn fast alle großen und bekannten Geschäfte haben geschlossen.

Einst stand hier ein riesiges „Horten“, mit einem großartigen Restaurant in der obersten Etage. Von hier konnte man auf die Weser schauen und beim Essen die Schiffe beobachten. Meine Eltern und ich liebten es. Nur ein Stockwerk tiefer befand sich die für mich schönste „Spielwarenabteilung der Welt“. Alles funkelte und glitzerte hier. Ach, es war wunderbar und wenn ich Glück hatte, fragte mein Papa mich, ob ich etwas Schönes gesehen hatte. Dann wusste ich, es gibt eine Kleinigkeit für mich.

Über die dritte Etage gelangte man dann auch in das Columbus-Center. Das steht und existiert bis heute. Es war und ist eine Einkaufsgalerie, in der über die Jahre die Geschäfte immer mal wieder wechselten.

Von hier aus konnte man bis zum Karstadt laufen, das sich am anderen Ende befand. Der Weg dorthin dauerte etwa 25 bis 30 Minuten. Es war wesentlich kleiner als „Horten“ und erstreckte sich über zwei Etagen. Auch hier gab es ein Restaurant und auch in diesem nahmen meine Eltern und ich regelmäßig Platz. Besonders mein Vater war gerne hier. Er liebte es, „Menschen zu schauen“ und die Zeitung zu lesen, begleitet von einem heißen und starken Kaffee.

Direkt hinter dem Restaurant lag die Spielwarenabteilung, die ich ebenfalls gerne besuchte. Allerdings war sie lange nicht so spannend und faszinierend wie die der Konkurrenz.

Über eine Rolltreppe gelangte man zurück ins Erdgeschoss. Meine Mutter hasste es, wenn sie ausgeschaltet war und sie zu Fuß darüber nach unten musste. Hier, an einem der vielen Ausgänge, wurden Bratwürstchen und Krakauer für die Hand zubereitet. Die schmeckten wirklich köstlich, waren aber auch nicht gerade günstig.

Ging am Ende des Columbus-Centers nicht zu Karstadt, sondern bog in die andere Richtung ab, so gelangte man an den Deich und hier war zu meiner Kindheit gefühlt die gähnende Leere oder auch das große Nichts. Zwar saßen hier viele Menschen in den warmen Monaten und blickten auf die See oder feierten bei lauter Musik, wirklich schön war die Promenade jedoch nicht. Wer etwas essen wollte, der musste in der Strandhalle einkehren oder sich von der kleinen Bude davor etwas holen. Beide gibt es übrigens auch heute noch.



Der kleine Strandgrill am Weserdeich.
Früher war er ein reiner Kiosk.


Lief man früher den Deich in Richtung „Bremen“ zurück, kam man linker Hand am „Deutschen Schifffahrtsmuseum“ vorbei und ganz am Ende, stand ein kleines, weißes Gebäude, dass sich das „Auswandererhaus“ nannte. Etwas weiter davon entfernt stand der höchste Turm der Stadt, der Radarturm. Ihn konnte man besuchen und für ein paar Mark mit einem Fahrstuhl hinauffahren. Besteigen durfte man diesen allerdings nie alleine. Ein Turmwächter brachte die Gäste hinauf und das immer begleitet, von einigen Geschichten aus der Seefahrt.

Oh, der Blick war herrlich von hier oben. Man sah den Hafen, den Deich, die Innenstadt, das riesige Columbus-Center und den Museumshafen. Es war echt wunderbar.

Den besagten Turm gibt es heute übrigens immer noch. Allerdings hat er starke Konkurrenz bekommen, denn in den letzten Jahren hat man den Deich massiv umgebaut und zu einer echten Touristenmeile umgewandelt. In der einzigen Leere von einst, steht nun das riesige, große und hohe, „Sail City Hotel“. Von hier kann man wunderbar auf die See schauen und über einen Fahrstuhl gelangt man auch auf eine Aussichtsplattform. Die allerdings, befindet sich anders als jene auf dem Radarturm, komplett im Freien. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr es dort oben windet und stürmt. Hier eine Kamera auf ein Stativ zu stellen, ist keine gute Idee. Außerdem ist die Sicht äußerst eingeschränkt, denn riesige Gitter sollen verhindern, dass irgendwelche Lebensmüden auf falsche Gedanken kommen.

Vorbild für den silbernen und mächtigen Riesen ist ein berühmtes Hotel in Dubai. So weht am Bremerhavener Deich der Hauch eines arabischen Windes über die See. Mir liegt das zwar gar nicht, aber die Skyline der Seestadt ist damit um eine Sehenswürdigkeit reicher.

Über einen neuen Eingang gelangt man unweit vom Hotel zurück ins Columbus-Center. Dieses ist heute um einige Geschäfte erweitert worden, die in einer eigenen Einkaufsmeile, „Mediteraneo“ genannt, vereint sind.

Das wahre Highlight befindet sich allerdings direkt gegenüber davon. Das Klimahaus lädt dazu ein, die Welt auf dem Breitengrad der Seestadt zu erkunden. Ein Besuch dieser neuen und wirklich tollen Anlage ist ein Muss für jeden Touristen.

Und auch das „Auswandererhaus“, früher eher eine Behörde denn ein Museum, ist heute umgezogen. Es steht nun direkt am Eingang des Deiches und erinnert auf beeindruckende Art und Weise, an die vielen Menschen, die einst von Bremerhaven aus Deutschland in Richtung USA und Kanada verlassen haben.

So befindet sich Bremerhaven heute inmitten eines gewaltigen Wandels. Während nämlich die Fußgängerzone mehr und mehr verwaist, füllt sich der Deich mit immer wieder neuen Attraktionen und Überraschungen. So gibt es endlich auch am Weserdeich einen Spielplatz für Kinder und einen komplett umgebauten Zoo, doch davon erzähle ich euch erst beim nächsten Mal.


Das Sail-City-Hotel.
Sein Vorbild steht in Dubai.





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