Gedanken zum Wochenende


 

In meinen „Gedanken zum Wochenende“ möchte ich heute auf das Thema der „falschen Hilfe“ eingehen. Was damit gemeint ist und was es damit auf sich hat, verrate ich euch in dem folgenden Artikel, von dem ich hoffe, dass er euch gefällt.



Zwei Menschen unterhalten sich. „Erzähl, wie geht es dir?“, sagt er eine. „Hör auf“, antwortet der andere, „im Moment haben mich meine negativen Gedanken und die Dunkelheit wieder voll im Griff.“ „Oh“, entgegnet daraufhin wieder der Erste, „das tut mir leid, aber das wird auch wieder. Du musst einfach mal wieder raus und unter Menschen gehen, lachen und Spaß haben“.


Was haltet ihr von dieser Konversation? Ist sie zielführend? Hilft sie dem Betroffenen? Welche Gedanken werde ihm wohl durch den Kopf gehen, wenn er geraten bekommt, er müsse nur einfach mal wieder raus und unter Menschen gehen, lachen und Spaß haben? Vermutlich wird er denken, „sei doch einfach nur still und halt deinen doofen Mund“, denn was passiert hier?


Da hört jemand von dem Kummer des Anderen und er will helfen, also reagiert er mit „vermeidlich“ guten Ratschlägen. „Du musst einfach mal wieder raus und unter Menschen gehen, lachen und Spaß haben“. Nur wie kommt das bei dem Betroffenen an? Der hört diese Sätze, die in seinen Ohren klingen müssen, wie haltlose Floskeln und er denkt sich, wieder einer, der mich nicht versteht, ich will doch raus, unter Menschen, lachen und Spaß haben, aber ich kann einfach nicht! Ich kann nicht!


Als Menschen, Ihr Lieben sind wir immer darum bemüht anderen zu helfen, es sei denn wir laufen als reine Egoisten durch das Leben. Es gibt aber auch Momente und Augenblicke, da ist weniger mehr und da geht es einfach nur darum, Verständnis zu zeigen und zuzuhören, nicht mit schlauen, aber unnötigen Ratschlägen, daherzukommen. „Ich fühle mit dir“, wäre hier als Antwort völlig ausreichend und Hilfe genug gewesen.


Nun mag es viele Leute geben, die diesen Artikel lesen und sagen, „Mensch, aber das weiß ich doch alles!“. Aber ist das auch so? Wie von mir schon mehrfach erwähnt, bin ich auch auf Threads aktiv und dort gibt es viele Leute, die ganz offen über ihre Depressionen schreiben und wenn sie dann schlechte Tage haben, ergänzen sie, als müssten sie sich für irgendwas entschuldigen, bitte schaut von doofen Sprüchen und Ratschlägen ab.


Ein von mir sehr geliebter Mensch hat das alles mal mit einem Satz auf den Punkt gebracht: „Ich brauche keinen Berater, keinen Oberlehrer und keine Klugscheißer, ich will einfach nur, dass du mir zuhörst und du mir im besten Falle sagst, dass du mich verstehst“.


Es gibt Situationen im Leben, da können wir nicht helfen, zumindest nicht mit Worten und Ratschlägen. Aber es ist uns möglich, für andere da zu sein, ihnen zuzuhören und ihnen zu sagen, „ich fühle mit dir“. Das ist dann für die jeweils Betroffenen schon Hilfe genug und möglicherweise auch die einzige Hilfe.


Denkt einmal darüber nach.

Kommentare

  1. Lieber Giannis,

    das ist ein wertvoller Artikel, und ich hoffe er wird auch so angenommen. Denn wie oft hab ich genau das zu hören bekommen? Genau diesen oder auch so ähnliche Sätze, und nein, sie helfen in keinsterweise.

    Manchmal braucht es einfach nur jemand der zuhört, ich meine richtig, oder eine Schulter zum anlehnen um sich nicht so verlassen zu fühlen oder auch einfach eine wirklich ehrlich gemeinte, von herzen kommende Umarmung.

    Dann, der Tipp mit "Ich verstehe dich", ist sicher besser als der übliche Satz, von wegen musst nur wieder mal raus, unter die Menschen und spass haben. Aber, ich kann sagen, auch den "Ich verstehe dich", kann manchmal sauer aufstossen, denn... Da hab ich auch mal gedacht, ach ja? Du verstehst mich? Wass verstehst du denn? Spätestens da wär die Konversation zu ende.

    Wie soll jemand verstehn wie das ist, der selber nie in der Situation war? Weisst, ich hab nie den Anspruch an den Anderen das er mich und meine Probleme, Depression, PTBS und alles was damit einher geht, versteht. Ich möchte aber das er mich ernst nimmt, das ich nicht immer das Gefühl habe mich rechtfertigen zu müssen.

    Ich habe selten die Frage gehört, "Hey, ich fühle mit aber leider weiss ich nicht wie das ist, sag mir doch wie ich dir helfen kann? ". Klar, manchmal weiss man dann einfach selber nicht was grade helfen würde weil einfach alles nur aus Trauer, Angst, Einsamkeit oder was weiss ich noch alles besteht. Dann einfach anbieten das man da ist, ohne konkrete Lösung. Einfach da sein, zuhören.

    schön das du dir über solche Themen Gedanken und darauf aufmerksam machst. Denn das gehört leider noch immer zu einem Tabuthema.

    Liebe und dankbare Grüsse
    Alexandra

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    1. Meine liebe Alexandra,

      hab Dank für deinen lieben und ausführlichen Kommentar. Er berührt und bewegt mich sehr, vielen Dank dafür. Weißt du, ich habe früher immer den Anspruch an mich selbst gehabt, anderen mit einem Tipp oder einem Ratschlag zu helfen. Ich muss mir aber eingestehen, dass das gar nicht geht, denn es gibt viele Themen, die mir fremd sind. Wie fühlt sich eine Frau, die ein Kind auf die Welt bringt oder Schmerzen während ihrer Menstruation leiden muss? Ich weiß es nicht und ich verstehe dich, sage ich nur, wenn ich zumindest im Ansatz eine gewisse Ebene habe, auf der ich den Kummer auch fühlen und spüren kann. Schlimm finde ich, dass man sich für seine Emotionslage, seine Gefühle und sein Befinden entschuldigen muss. Geht mir nicht in den Kopf. Liebe Grüße

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  2. Weiszte, was mich oft auf die Palme bringt? Gute Ratschläge, die dann auch noch mit dem Satz: "Du bist doch eine intelligente Frau" eingeleitet werden. Das setzt dem Ganzen noch einen drauf und hat mich vor einiger Zeit sogar bewogen, einen Kontakt ganz abzubrechen - - - -
    Grüsze unbekannterweise
    Mascha

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    1. Hallo liebe Mascha,

      ein ganz neuer Name hier auf meinem Blog. Wie schön, ich freue mich sehr. Und ja, du hast absolut recht, es gibt Sprüche, die braucht kein Mensch. Unsere Emotionen und unsere innersten Gefühle haben doch nichts mit Intelligenz zu tun. Liebe Grüße und ich hoffe, du kommst nun häufiger mal hier vorbei. Es würde mich freuen!

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