Begegnungen

Begegnungen sind ganz besondere Momente in unserem Leben. Sie können positiv oder auch negativ sein, menschlich, musikalisch aber auch technisch.

So setzte ich vor vielen Jahren meine Maus zum ersten Mal ins Internet und genau davon möchte ich heute erzählen, denn diese Erfahrung hat dann auch wieder mit einer menschlichen Begegnung zu tun.

Mein Computer, ein kleines, aber feines Rechencenter. Mails werden empfangen und verschickt. Benachrichtigungen ploppen auf. Programme aktualisieren sich von selbst. Möglich ist all das über das Internet. Heute eine Selbstverständlichkeit geworden, war es in den 90er-Jahren für meine Eltern und mich noch absolutes Neuland.

Losging alles mit einem Freund von mir. Johannes, ein Kumpel, den ich auf einer Reise nach England kennengelernt hatte, kam mich in Bremerhaven besuchen und in seinem Gepäck hatte er ein Modem für mich. Das Teil sah harmlos aus, wurde an den PC angeschlossen und über ein langes Kabel mit der Telefonbuchse verbunden, hatte es aber mehr als in sich, denn es verband meinen Computer über das Telefonnetz mit AOL.

AOL, das war der größte Onlinedienst der USA und sein deutscher Ableger machte deutlich, warum. Dutzende interne Chats, Bereiche und Seiten warteten hier auf den User. Das kostet zwar 6 DM pro Stunde, war dafür aber Entertainment pur.

Alleine die vielen Textchats faszinierten mich. Es gab deutsche Räume, amerikanische, kanadische und sogar solche aus Hawaii. Das war echt verrückt. Einsam war man hier wirklich nie und es war unglaublich einfach, mit anderen Leuten in Kontakt zu kommen.

Ich freute mich riesig, bis die erste Telefonrechnung kam und meine Mutter mich freundlich fragte, ob ich eigentlich noch ganz dicht wäre. Ich muss also wohl nicht erwähnen, dass ich viel zu oft im Netz war und es bei Weitem nicht nur bei 6 DM blieb.

Aber diese Welt war einfach auch zu faszinierend für mich. Immerhin war ich nie ein Partymensch gewesen und so war der Rechner für mich irgendwie auch ein Tor nach draußen. Ich liebte die Abende bei AOL und ich fand auch schnell jemanden, mit dem ich regelmäßig schrieb.

Lynn war zwar zwei Jahre jünger als ich und ging über den Rechner ihres Vaters online. Wir freundeten uns schnell an und konnten wirklich über alles miteinander reden. Die große Distanz zwischen uns ließ auch privatere und intimere Gespräche zu. So tauschten wir irgendwann auch gemeinsam ein Bild aus oder sprachen miteinander über unsere Eltern. Die waren zwar immer noch gegen das Internet und dessen hohen Kosten, meine Freundschaft mit Lynn aber faszinierte sie.

Seltsamerweise kamen weder Lynn noch ich auf die Idee, uns irgendwann einmal besuchen zu wollen. Wir waren unsichtbare Freunde in einem virtuellen Raum und genau das wollten wir scheinbar auch sein.

Ja und warum erzähle ich nun davon?

Einfach deswegen, weil Lynn mein erster Kontakt im Internet überhaupt war und weil dieser auch wirklich auch heute noch existiert. Lynn und ich schreiben zwar nicht mehr so wie früher, denn ein jeder von uns hat heute sein eigenes Leben, aber bei Facebook sind wir immer noch Freunde und ich muss sagen, das berührt mich wirklich sehr.

So viel für heute zum Thema „Begegnungen“.