Mein Papa und der Unfall


Heute wird es wieder einmal sehr emotional auf meinem Blog. Es geht um meine ganz persönlichen Erinnerungen und die entführen uns an diesem Montag zu meinem Verkehrsunfall mit fatalen Folgen. Aber der Reihe nach.


Mein Vater hatte schon immer einen sehr rasanten und flotten Fahrstil, zu einem Unfall gekommen war es bisher aber nie. Lag es einem Geschick oder war es einfach nur Zufall? Man wusste es nicht so recht und vermochte es auch nicht, zu sagen. Aber meine Mama fürchtete schon lange, dass es irgendwann einmal richtig knallen würde und sie sollte recht behalten.

Los ging alles damit, dass meine Eltern sich Ende der 80er-Jahre einen grauen BMW kauften. Dieser war äußerst schnittig gebaut und mein Vater fuhr damit noch schneller, als er es bisher schon getan hatte. Wir erlebten einige äußerst rasante Touren damit und erlitten auch mehrfach Schiffbruch, was wir so bisher nicht kannten und dazu führte, dass mein Vater irgendwann sagte, es lege ein Fluch auf dem Wagen.

Einmal wurde uns der BMW bei einer Zollkontrolle an der griechischen Grenzen komplett ausgeräumt, ein anderes Mal wurde die Windschutzscheibe in Österreich von einem Stein getroffen und bei einer eigentlich harmlosen Fahrt von einem griechischen Ort in den nächsten, drehten wir uns urplötzlich um uns selbst, weil mein Vater die Kontrolle über den Wagen verlor. In Jugoslawien fuhr er beinahe in einen schon existierenden Unfall direkt vor uns und des Nachts verirren wir uns derart, dass wir plötzlich zwischen Belgrad und Nis nicht mehr wussten, wo wir eigentlich waren und wohin wir überhaupt sollten. 

Es war komisch mit diesem Auto!

Daran konnte auch ein kleiner, künstlicher Schmetterling nichts ändern, der im Rückfenster und über der Rückbahn tanzte und der in dieser Geschichte nun eine tragende Rolle spielen wird, denn es ist ein Freitag, als mein Papa und ich unterwegs sind, um meine Mutter von der Arbeit abzuholen.

Wie üblich ist mein Vater mehr als rasant unterwegs und als er erkennt, dass unmittelbar vor ihm, ein anderer Autofahrer zum Wenden ansetzt, ist bereits zu spät. Er drückt zwar noch massiv auf die Bremse, aber es knallt und wir landen in dem anderen Fahrzeug. Zum Glück wird niemand verletzt, doch der Schock sitzt tief. Die Polizei kommt, der Unfall wird aufgenommen, die beiden Fahrer werden befragt und auch ich muss erzählen, was ich gesehen habe. 

Ich weiß nicht, wie lange das Drama da dauert, aber es kommt mir vor wie eine Ewigkeit und Fakt ist, der BMW meiner Eltern ist nicht mehr fahrtüchtig. Also wird ein Abschleppdienst gerufen, der denn Wagen zum Autohaus und dort in die Werkstatt bringt.

In all der Aufregung haben mein Papa und ich meine Mutter längst vergessen. Die versteht zur gleichen Zeit die Welt nicht mehr und fährt mit einem Bus nach Hause, darauf hoffend, daheim zu erfahren, warum wir sie nicht abgeholt haben. Niemand von uns besitzt zu dieser Zeit ein Handy und keiner kommt auf die Idee, einfach mal Zuhause oder in ihrer Schule anzurufen.

So stehen wir dann lieber im Autohaus und alle blicken schockiert auf den BMW. "Den bekommen wir wieder hin", versprechen die Mechaniker meinem Vater und dann fahren wir, Stunde nach dem Unfall endlich mit dem Taxi nach Hause. 

Dort angekommen, öffnet meine Mutter uns unter Tränen die Augen. Sie weint und nimmt uns ganz fest in ihre Arme. "Dass ich euch wieder habe", ruft sie und dann erzählt sie uns, dass sie vom Balkon aus den Abschleppwagen gesehen habe. Stimmt, der ist wirklich durch unsere Straße gefahren, aber niemand ist in dem Moment auf die Idee gekommen, mich aussteigen zu lassen oder bei meiner Mutter zu klingeln.

Die hat aber unseren BMW erkannt, und zwar durch den hüpfenden Schmetterling, den sie in der Rückscheibe gesehen hat und in dem Moment wusste sie, es ist etwas Schlimmes passiert. Man mag sich gar nicht vorstellen, welche Ängste und Sorgen sie durchgestanden haben muss. Furchtbar. Die arme Frau. Mir tat sie in diesem Moment so unendlich leid. Echt heftig.

Diese Geschichte und das hier Erlebte haben mir lange nachgehangen und doch ist sie eigentlich nur menschlich! Erinnerungen können eben nicht immer nur schön sein. Im Grunde waren wir alle, aber nur froh, dass keinem von uns etwas passiert ist.

Den BMW haben wir wenige Monate später übrigens verkauft und keiner hat ihm hinterhergetrauert. Soweit für heute!

Kommentare

  1. Lieber Giannis,

    wow, da bin ich so froh, mein mann hatte weder alleine noch mit den Kids oder mir je einen Autounfall. Ich will mir das gar nicht ausdenken! Ich will mir gar nicht ausdenken wie das für eine Mutter gewesen war. Aber im Nachhinein auch für euch, denn erst sitzt der Schock mal tief und man kann gar nicht richtig denken. Sobald dieser aber nach lässt... ist einem Klar wie es hätte auch ausgehen können.

    Schön das aber keiner zu Schaden kam und "nur" ein Blechschaden nach sich zog.

    Danke wieder mal für dein teilen deiner Erinnerungen! Und ja, es gibt eben nicht nur schöne.

    Liebe Grüsse
    Alexandra

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  2. Wow, das ist wirklich ein Schock für deine Mom gewesen! Wenn man weiß, dass etwas passiert ist und gleichzeitig keine Ahnung hat, ob seine Lieben dabei zu Schaden gekommen sind - das wünscht man niemandem! Und diese Erinnerung wird wohl auch für immer bleiben.
    Gottseidank war es "nur" ein Blechschaden!
    Liebe Grüße
    Sabine

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