Unser Umgang mit Menschen

 



Heute in „Giannis Medienwelt“: „Wie gehen wir eigentlich mit Menschen um?“.

Jeden Samstag auf diesem Blog, ein Artikel rund um den Journalismus, die sozialen Medien, Film, Fernsehen und Zeitung. so auch heute! Schön, dass ihr da und dabei seid.


Hansi Flick ist als Bundestrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft entlassen worden. Die Niederlage gegen Japan war eine zu viel. Der DFB musste handeln. Soweit so gut oder besser schlecht. Doch damit ist die Geschichte natürlich nicht zu Ende. Nein, ganz im Gegenteil. Als Rudi Völler am Dienstag das Team (für nur ein Spiel) gegen Frankreich anführt und dieses auch noch gewinnt, wirft das Fragen auf und auf einmal wimmelt es nur so an Experten, die genau wissen, was da falsch gelaufen ist. Aus sachlicher Berichterstattung wird ein klassisches „Draufhauen“. Wen interessiert schon, wie sich der Mensch „Flick“ dabei fühlt.


Anderes Beispiel: Till Lindemann, Frontmann und Sänger der Gruppe „Rammstein“. Gegen ihn werden Vorwürfe laut, es seien Frauen unter Drogen gesetzt worden und es sei so zu verschiedenen Sexualdelikten gekommen. Wieder springen Experten aus dem Busch und wieder kommen Geschichten zu Tage, die für den Fall völlig irrelevant sind, die aber eben einfach gut ins Bild passen: „Lindemann war schon immer anders“, „seine Musik war von je her provozierend“, „Rammstein haben schon immer mit der Moral gespielt“. Alles sehr spannend.


Uli Hoeneß, Bayern-Ikone und -legende, zeigt sich 2013 selbst beim Finanzamt an. Es geht um Steuerhinterziehung und die Staatsanwaltschaft München erhebt so am 30. Juli 2013 gegen ihn Anklage. Auch in diesem Falle schlagen die Medien brutal zu. Das Verfahren gegen ihn wird zu dem Thema des Sommers. Weggefährten und Experten werden befragt, die Person des Uli Hoeneß nach Glaskugel-Art analysiert und vieles mehr. Auch hier scheint es keine Grenzen mehr zu geben.


Drei Beispiele, die exemplarisch für den Umgang der Medien mit Menschen sind.

Um es deutlich zu betonen und ganz klar zu sagen, es geht mir nicht darum, die besagten Persönlichkeiten zu verteidigen.


Wenn du als Fußballtrainer keine Siege holst, bist du irgendwann Weg vom Fenster. Das war schon immer so und daran wird sich auch nichts ändern. Ja und wenn du Menschen unter Drogen setzt und dich an ihnen vergehst, dann gehörst du bestraft, gar keine Frage. Allerdings ist das Verfahren gegen Rammstein mittlerweile eingestellt und es wir nun in die andere Richtung ermittelt. Na und wenn jemand seine Steuern nicht bezahlt, dann muss auch das von Rechtswegen verfolgt werden.

Nein, mir geht es einzig und alleine darum, wie wir in solchen Verfahren mit den jeweiligen Menschen umgehen. Medien sind Beobachter und Berichterstatter, keine Richter. Zumindest sollten sie solche nicht sein und so mancher selbsternannte Experte, täte besser daran, sich und seine Meinung etwas mehr zurückzunehmen, als mit ihr von Sender zu Sender zu wandern, nur weil sie sich gerade mal gut anhört.

In diesem Sinne, einen schönen Samstag.



Kommentare

  1. Hallo Giannis,

    toller Titel... und er spricht Bände.

    Das mit den Trainer, das ist doch immer das selbe, entweder werden sie Hochgejubelt oder dann ganz schnell, wenn es mal nicht so rund läuft, schneller fallen gelassen als ne heisse Kartoffel. Und damit nicht genug, es wird auch bei uns in der Schweiz dann frisch fröhlich medial auf den Trainer eingeprügelt. Ich find es zum kotzen, und das aus verschiedenen gründen.

    Mal abgesehen ob man Rammstein und Till Lindemann mag oder nicht, sollte sowas passiert sein, ich ich denke so weit her ist das nicht, ist es verwerflich und sollte bestraft werden. Aber... Ja jetzt komm ich, als Frau, und bekomm sicher auch gleich von diversen Frauen eins über gebraten, wo um alles in der Welt bleibt da Selbstverantwortung! Darüber wird natürlich nichts in den Artikeln geschrieben denn das passt nicht ins Narrativ.

    Aber eben, wenn man schon nicht "neutral" berichten kann, sollte man Dinge wenigstens aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und die auch aufzeigen. Aber ne, kommt halt viel besser einfach drauf zu hauen und das ohne Rücksicht auf Verluste.

    ich hab das Gefühl das hat die letzten Jahre noch vermehrt zugenommen. Aber die Tendenz war ja schon immer so, Hochjubeln ohne zu reflektieren aber eben auch drauf zu hauen ohne zu differenzieren.

    Aber solange die Menschen solche Medien lesen und schauen oder hören, solange werden die das Volk auch so bedienen. Dabei gäbe es so viele gute Alternativen die wirklich sehr differenziert und neutral und faktenbasiert berichten.

    Danke für deinen Beitrag, wie immer spannend. ;)

    Liebe Grüsse und schönen Samstag dir, Alexandra

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  2. Immer wieder startet aufgrund von Berichten in den sozialen Medien richtige Hexenjagden. Meistens setzen sich die Leute mit dem Thema garnicht auseinander, sonder lesen nur die Überschriften. Das reicht aus, um mit Fackeln und Mustgabeln auf die genannte Person los zu gehen.
    Ich finde das schrecklich! Wie schnell die Urteile gefällt werden, ohne irgendwelche Tatsachen oder Hintergründe zu kennen!

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  3. Sorry, ich hab zuerst "Der Untergang mit Menschen" gelesen.. Da hat's mich ein bisschen gerissen 🙈

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  4. Lieber Giannis,

    das Thema "Medien & Menschen und deren Umgang miteinander" ist eins über das man vortrefflich diskutieren kann. Eigentlich ist alles so simpel, aber die Welt hat sich geändert und damit auch der Ton des Miteinanders.
    Nimmt man das Beispiel der Wettermoderatoren. Sie sind inzwischen zur Zielscheibe geworden. Die Meteorologen verkünden uns jeden Abend die Wettervorhersagen und erklären nebenbei die Entstehung der Wetterphänomene und sehen sich nun regelmäßig mit Beleidigungen und sogar Drohungen im Netz konfrontiert. Was soll das? Sie machen nur ihren Job. Die Menschen machen das Wetter nicht. Sie erklären es nur. Warum ist der Ton so verroht und das Niveau derart gesunken?

    Umso schöner sind deine Beiträge, eine Wohltat im oftmals frustrierenden medialen Alltag. Für jeden ist was dabei, sei es für die Funker, Fotografen und auch für alle anderen Leser. Danke dafür und schreibe weiter an gegen die Hässlichkeit im Netz.

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    1. Hallo liebe Doreen, deine Worte und besonders dein zweiter Absatz berühren mich sehr, vielen, vielen Dank dafür. Ich versuche hier einfach nur ich zu sein und euch mitzunehmen! Schön, wenn mir das gelingt.

      Ja und zu deiner Frage: "Warum ist der Ton so verroht und das Niveau derart gesunken?" Ich könnte Romane drüber schreiben. Grundsätzlich ist es so, dass all das was wir heute im Web erleben, auch schon früher da war. Es gab Leute die saßen nur Zuhause vor ihrem Funkgerät, um andere Menschen damit zu stören und die hatten auf Funk eine derart große Klappe, dass du dachtest, wenn du sie triffst, dann passiert sonst was. Nur hatten die im realen Leben leider meist so gar nichts zu sagen.

      Ja und im Web? Facebook und Co. machen es uns vor: "Alles kommentieren, alles bewerten, alles mit der eigenen Stimme versehen". Vergessen, das von den Eltern oft geprägte, "halte doch einfach mal deinen Mund". Nein, heute wird es rausgehen, wie doof es ist, dass ein Grieche und das nur als Ersatz, jetzt blogt. Wie bescheuert es ist, wenn ein Stefan "Wetteraus Sichten" verspricht, die es dann aber auf der Seite gar nicht gibt. Keine einzige Temperatur kann man da finden!"

      Wenn jeder sagt was er denkt, egal ob er damit nur beleidigt oder sachlich ist und wenn jeder glaubt, er könne im Web machen was er will, dann weißt du wohin der Zug hier fährt, leider!

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  5. Das "Fair-play" im Netz lässt leider zu wünschen übrig. Ich frage mich oft, ob die Kommentierenden, Verurteilenden mit diesen Menschen am Tresen der Stammkneipe auch so umgehen würden? Sicher nicht. Das Netz hat dazu geführt, dass Hemmschwellen fallen, was leider nicht gut ist und zu tiefen Verletzungen führen kann. Um das zu überstehen, braucht mein ein wirklich dickes Fell - man denke nur an die Schadenfreude, als Boris Becker ins Gefängnis musste.

    Dir einen schönen Sonntag

    Sabine

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    1. Hallo liebe Sabine, das hast du sehr eindrucksvoll und richtig geschrieben! Das Internet, eigentlich seit seinem Beginn, hat schon immer auch dazu geführt, dass es Menschen gab, die sich in dieser virtuellen Welt meinten, völlig frei und ohne Grenzen bewegen zu können!
      Lange vor den Voice-Chats und der Möglichkeit Bilder zu versenden war ich Lotse bei einem großen Onlinedienst. Schon damals beschwerten sich Frauen über die immer gleiche und doofe, fiese Anmache per Direktnachricht:" Was hast du gerade an? Lust auf Cybersex?". Heute werden bestimmten Bilder verschickt, die keiner braucht und heute wird drauf gehauen, weil man alles und jedes kommentieren darf! 10 Leute schreiben, wow Bine, du warst in Wien, wie toll und der 11. kommentiert mit den Worten: "Boah ey, hast du dir das Riesenrad überhaupt leisten können?". Nur ärgern, nur draufhauen, alles schlecht machen, es ist leider populär geworden, weil vermeidlich hier alles anonym und geheim ist. Ich bitte mein krasses Beispiel zu entschuldigen, aber es trifft doch perfekt!

      Ganz liebe Grüße und danke für deinen Kommentar!

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