Ganz besondere Menschen



Herzlich willkommen zur Premiere meines neuen Blogthemas mit dem Titel „Begegnungen“. Schön, dass du hier und dabei bist. Ich freue mich sehr.


Bereits am letzten Mittwoch habe ich dir und euch auf meinem Blog erzählt, wieso ich mich für dieses Thema entschieden habe und wer mir den zündenden Impuls dafür gegeben hat. Es waren der liebe Stefan von „Wetteraus Sichten“ und ein Artikel von ihm, der mich wahnsinnig angesprochen hat.

Noch einmal vielen, vielen Dank dafür.

Alles in unserem Leben basiert auf Begegnungen. Manche hacken wir direkt ab, anderen bleiben uns für immer in Erinnerung und genau sie sind es, um die es hier gehen soll.

Bei Begegnungen denken wir oft nur an Menschen, es gibt aber auch solche „anderer Art“, beispielsweise kann uns (wie schon geschrieben) ein Text ansprechen, ein Lied berühren oder auch der Inhalt eines Blogs faszinieren. Ja und auch um diese Dinge solle es sich mittwochs hier nun drehen.

Heute aber fange ich bei den Menschen an und da landen wir als Erstes bei,


Oma und Opa aus Kapstadt


In den 90er-Jahren touren meine Eltern und ich mit einem Bus und einer Reisegruppe durch die USA. Diese besteht vorwiegend aus jungen Pärchen, die aus Spanien und Italien kommen. Wenn sie des Morgens den Wagen betreten, ist es die reinste Modenschau, denn insbesondere die Frauen sind massiv geschminkt und äußerst freizügig gekleidet. Da fallen einem fast die Augen aus. Wirklich ins Gespräch mit ihnen kommt man allerdings nicht, denn die jungen Herrschaften bleiben lieber unter sich und geben sich auch sonst äußerst wortkarg. 

Sie reden nur wenig und wenn der Bus fährt, schauen sie lieber in ein Buch oder machen ein Nickerchen, als einfach mal den Blick aus dem Fenster zu werfen. Für meine Eltern unbegreiflich. Fast der ganze Bus schweigt so. Nur vorn, in der allerersten Reihe, sitzt ein altes Ehepaar, das auf Afrika kommt. Sie ist Mitte 70, er bereits über 80 Jahre alt. Beide stammen aus Kapstadt. Doch sie brauchen nichts, um sich abzulenken. Mit großen Augen und einem breiten Grinsen im Gesicht bestaunen sie jedes Haus und jeden Baum, an dem wir vorbeifahren. Sie reden durchgehend miteinander und lassen es sich auch nicht nehmen, sich immer mal wieder gegenseitig ein Küsschen zu geben.

Was wachsen mir die beiden auf der Reise ans Herz!

Wenn du dich in einem so hohen Alter noch derart freuen kannst und du so viel zu erzählen hast, dann hast du es doch wirklich geschafft und dann dieser Mut, dich einfach auf so ein großes Abenteuer einzulassen, fern von daheim. Fantastisch und für mich bis heute bewundernswert. 



Der freundliche Herr Oldenstedt


Herr Oldenstedt war ein kleiner, immer adrett und elegant gekleideter Herr, der meinen Eltern meist auf dem Weg zu ihrer Garage begegnete. Besonders mein Vater schwärmte von ihm und wenn er ihn sah, blieb er auch gerne mal für längere Zeit stehen, um sich mit ihm zu unterhalten, was man so sonst eigentlich gar nicht von ihm kannte.

Ja und warum war das so?

Herr Oldenstedt hatte ein wirklich ehrenwertes Auftreten. Er nahm seinen Hut ab, verbeugte sich höflich und erst dann reichte er jemanden die Hand. Er sprach leise und mit gedämpfter Stimme, fiel niemals auch nur irgendwem ins Wort und hörte immer aufmerksam zu. Gerne befragte er meinen Vater zu seiner Heimat, wollte wissen, wie es seiner Familie ging und wie die Situation in Athen war. Das hat meinen Papa wirklich tief berührt, denn er war für viele andere einfach immer nur der kleine Grieche gewesen, der Fremde aus dem Ausland und ein Gast. Herr Oldenstedt aber zollte ihm eine Art von Respekt und schenkte ihm eine Form der Menschlichkeit, die er so wirklich nur von ihm bekam und damit war jede Begegnung, die mein Vater mit ihm hatte, auch wirklich eine besondere für ihn.

Ich mochte Herrn Oldenstedt unendlich und seine Art faszinierte mich sehr. Das tut sie auch heute noch.



Der wohlhabende Herr Gatos


Herr Gatos war ein ehemaliger Chef und Freund meines griechischen Onkels. Wann immer er anrief und sich für einen Besuch ankündigte, brach bei meiner hellenischen Verwandtschaft eine gewisse Hektik und Unruhe aus, denn der Herr Gatos, das war ein Mann von Welt, dem musste man etwas bieten und ihm den Hof machen. Angeblich war er wahnsinnig reich und jemand, den man mehr als ernst nehmen musste. Auch sein Auftreten war schließlich danach.

Wenn er mit Frau und Tochter zu uns kam, war er stets überaus elegant gekleidet. Er trug nur teure Anzüge und Schuhe, hatte immer einen Hut auf und wirkte äußerst belesen. Seine Ehefrau war schlank, sprach nur wenig und gab sich eher zugeknöpft. Eva, seine Tochter, machte bisweilen einen etwas abwesenden Eindruck, war aber recht nett. Sie war in meinem Alter und wir verstanden uns gut. Auch mit meiner Cousine kam sie klar.

Meist gingen wir gemeinsam als Familie essen, wenn wir uns alle trafen. Doch einmal, lud er uns dann auch zu sich nach Hause ein. Was für ein Abend. Sein Haus sah von außen aus wie ein Schloss. Es wirkte riesig und wie eine Festung. Doch als wir in dieses hineinkam, trauten wir unseren Augen nicht. Die Möbel waren auf ein minimales begrenzt und man mochte es fast nicht glauben, es gab nicht einmal Strom. Angeblich waren bestimmte Dinge bislang nicht fertig geworden bzw. mussten erst noch verlegt werden, aber es war schon echt seltsam, besonders da es dann auch nur Wasser zu trinken gab, denn der Kühlschrank lief so natürlich auch nicht und irgendwie war das alles einfach nur ganz komisch.

Meine Mutter kommentierte den Besuch mit den Worten: „Mancher Mensch ist mehr Schein als Sein“ und mein Vater wagte es sich nicht, dagegen zu protestieren, denn er wusste wahrscheinlich, dass sie recht hatte, sonst hätte er nämlich bestimmt etwas gesagt.

Aber auch solche Begegnungen prägen ein fürs Leben.



Onkel Nikolas


Das absolute Gegenteil zu dem so seltsamen Herrn Gatos war mein Onkel Nikolas. Er wohnte auf der Insel Kreta und alle in der griechischen Familie lieben ihn, so auch mein Vater. Selbst meine Mutter schwärmte von ihm, was wirklich etwas heißen will, denn ihre Euphorie für alles Griechische hielt sich doch stark in Grenzen.

Als ich ihn das erste Mal sah, besuchten wir ihn bei sich zu Hause und obwohl ich damals kein Wort Griechisch verstand oder sagen wir, nur wenig, fanden wir beide einen Weg, direkt miteinander warmzuwerden. Er war so herzlich in seiner Art, dass die Liebe, die er ausströmte, fast schon wehtat.

Meine Eltern schwärmten davon, dass Nikolas durch und durch ein „Kreter“ sei und was das heißen sollte, erlebte ich dann einige Abende später in einer Taverne.

Wir saßen dort mit neun Leuten (meine Eltern, mein Onkel, meine Tante, meine Oma, meine Cousine, Onkel Nikolas, seine Frau und ich). Die Taverne war riesig und besetzt bis zum letzten Tisch. Die Menschen aßen, tranken, redeten und lachten. Es war eine herrliche Stimmung, als urplötzlich Onkel Nikolas am Tisch laut und auch für alle anderen hörbar rief: „Für die lieben Freunde aus Deutschland, willkommen auf Kreta“. Damit griff er sein mit rotem Wein gefülltes Glas, erhob es auf uns und fing lautstark an, ein bekanntes Lied der Insel zu singen. Sofort klatschten alle anderen Gäste im Takt mit und auf einmal sang ein fremder Mann an einem anderen Tisch die zweite Strophe und ein junges Pärchen begann vor unseren Augen zu tanzen. So was hatte ich noch nie erlebt und es berührte mich tief, denn das war ein Stück Griechenland, wie es natürlicher und ehrlicher nicht sein konnte. 

Dieses stolze Lachen in seinem Gesicht, die andere Gäste, die ihn feierten. Man kann auch ein Land lieben, ohne deswegen gleich radikal oder gar nazistisch zu sein.




Links mein Papa, rechts Onkel Nikolas





Vier Begegnungen, vier Menschen und vier Erinnerungen, tief aus meinem Herzen. Ich hoffe, sie haben euch gefallen und ihr mögt diese neue Kategorie!

Am Schluss noch an ein lieber Gruß an die von mir geschätzte Alexandra. Du hast mich gefragt, liebe Alex, warum ich ausgerechnet dieses Titelbild für mein neues Thema genommen habe, ein Kind, dass ein Roboter trifft. Vielleicht ergibt sich die Antwort darauf ja aus meinen Texten, es geht mir hier und bei diesem Thema um Begegnungen, die wie aus einer anderen Welt wirken und die uns nachhaltig prägen.


In diesem Sinne, einen schönen Mittwoch!




Kommentare

  1. Wau ... was für Interessante Geschichten. Ich bin wirklich Sprachlos!

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    1. Hey Czoczo, vielen Dank für die lieben Worte, das freut mich, wenn dir die Geschichten fallen! Wunderschön! Liebe Grüße dir.

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  2. Lieber Giannis,
    es freut mich sehr, dass dich mein Blog zu dieser neuen Wochenkategorie inspiriert hat! Und du greifst das Thema "Begegnungen" wunderbar auf und gibst ihm mit deinen kleinen Geschichten ein Gesicht. Wie sehr uns Begegnungen prägen und wie sie uns in Erinnerung bleiben, wird mir beim Lesen deiner Texte noch einmal bewusst. Man muss sie sich bewahren, einerlei ob sie uns berühren oder hin und wieder auch als mahnendes Beispiel dienen.
    Danke nochmal, und liebe Grüße, Stefan

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    1. Hey Stefan, vielen Dank für deine lieben Worte und den so netten Kommentar. Ja, du hast mich wirklich inspiriert und dafür danke ich dir. Ich finde, man muss sich einfach mal öfter daran erinnern, wie wichtig bestimmte Menschen und Begegnungen für unser Leben sind. In diesem Sinne alles Liebe und einen schönes Wochenende dir!

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  3. Lieber Giannis,

    was für wunderschöne Geschichten, Begegnungen. Das war jetzt sehr schön zu lesen und mich berührt. Der der Start in dieser neuen Kategorie ist dir also mehr als gelungen und ich freue mich schon sehr auf nächsten Mittwoch!

    Liebe Grüsse
    Alexandra

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    1. Liebe Alexandra, es freut und ehrt mich, dass das neue Thema bei dir so gut ankommt und auf Gefallen stößt. Es motiviert mich, weiter damit zu machen. Vielen Dank dafür und ganz liebe Grüße!

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