Die eigenen Spuren



Das Wort zum Sonntag – heute wieder mit einem Zitat, dass ich euch mitgebracht habe und über das ich gemeinsam mit euch nachdenken möchte. Hallo und herzlich willkommen, schön dass ihr da und auf meinem Blog seid.


Einfach mal innehalten, sich selbst reflektieren und für einen kurzen Moment darin verweilen, genau darum geht es mir mit meinem Wort zum Sonntag.

Heute habe ich ein Zitat für euch mit im Gepäck und das lautet wie folgt:


"Wer in die Fußstapfen anderer tritt, hinterlässt keine eigenen Spuren.“


Gesagt hat das große und wunderbare Wilhelm Busch.

Aber was hat er damit gemeint?

Wenn wir ehrlich sind, dann besteht unser ganzes Leben aus Fußspuren.


Als ich die Worte des Wilhelm Busch lass, hatte ich direkt ein Bild im Kopf. Ich erinnerte mich an einen furchtbar harten Winter und daran, dass wir in diesem meine Oma besuchten. Das Auto ließen wir allerdings aus Sicherheitsgründen in der Garage stehen. So wanderten wir also los und ich hatte eine riesige Freude daran, meine kleinen Füße in die großen Schuhabdrücke zu setzen, welche sich von meinen Eltern in den Schnee gedrückt hatten.


Im Kindesalter eifern wir unseren Eltern nach. Wir wollen so sein wie sie, denn sind unfehlbar für uns. Doch umso älter wir werden, desto schwieriger wird das, denn wir entwickeln unseren eigene Geist, die eigene Seele und damit auch eine eigene Meinung.


Als Jugendlicher begann ich mich für Stimmen zu interessieren. Es gab Menschen in meinem Leben, die mich mit ihrer Art zu sprechen, wirklich faszinierten. Da war dieser Radiomoderator bei FFN, ein gewisser Jörg Christian Petershofen, der so fantastisch sprach, dass es einem fast die Schuhe auszog oder auch dieser Schausteller, ein gewisser Herr Robrahn, der mit seinem „Ranger“ Jahr für Jahr zu uns auf den Freimarkt kam und der seine Fahrgäste derart herrlich rekommandierte, dass das fast spannender als die Fahrt selbst war. So wie die beiden wollte ich sein. Und ich begann ihre Art zu kommunizieren nachzumachen. Das fand ich so lange toll, bis mir irgendwann eine Freundin sagte, das sei so gar nicht ich und ich solle doch einfach mal ich selbst sein.


Ich selbst sein – auch bei unserem Stammgriechen tat ich mich damit lange schwer. Wie gerne hätte ich dort doch mal auf Griechisch bestellt oder versucht, mit einem Kellner in der Sprache meines Vaters ins Gespräch zu kommunizieren, doch ich traute mich nicht. Mein Papa raste mit einem derartigen Tempo durch die hellenischen Worte, dass er sich fast selbst überholte. Ich hätte nie so sprechen können, also habe ich es einfach gelassen. Erst Jahre später kam ein griechischer Freund meiner Eltern in unser Haus, und ich brachte diesem einen Kaffee ins Wohnzimmer. Ich sprach ihn, ohne groß nachzudenken, auf Griechisch an und blickte sofort ängstlich zu meinem Papa. Der aber lächelte und war sichtbar stolz auf mich.


Ihr Lieben, oft vergessen wir, warum es im Leben wirklich geht. Wir wollen sein wie Andere, passen uns ihnen an und achten dabei gar nicht auf das, was wir selbst sind und auf unseren eigenen Charakter. Es geht aber nicht darum, wie ich als Kind, in die Spuren anderer zu springen, sondern selbst welche zu hinterlassen.

In diesem Sinne, einen schönen Sonntag


Kommentare

  1. Lieber Giannis,

    du sprichst mir mit diesem Text so aus der Seele! Es hat Jahrzehnte gebraucht, bis ich zu eben jener Erkenntnis gelangte, dass es wichtig ist, "mein Ding" zu machen. Als Kind und Jugendlicher blickte ich zu den Älteren auf, in der Familie, in der Schule, und wollte so sein wie sie. Denn sie waren ja die mit der größeren Lebenserfahrung, die es besser wussten und machten. Und es war gleichermaßen bitter wie befreiend, zu erkennen, dass auch alle anderen nur ihren Platz im Leben finden wollen. Manche dürfen uns dabei durchaus Vorbilder sein, in deren Fußstapfen wir für eine Weile wandeln können, doch irgendwann kommt die Zeit, den eigenen Weg zu finden.

    Einen schönen Sonntag wünsche ich dir!
    Stefan

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    1. Hallo lieber Stefan,

      wie schön! Ja, ich freue mich, dass ich dich mit meinem Artikel erreicht haben. Oft ist es leider so, dass wir nur versuchen wollen, dass zu sein, was andere von uns erwarten und so eifern wir auch nicht selten den falschen Spuren nach!

      Schön, dass du hier warst und überhaupt da bist!

      Beste Grüße

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  2. Liebe Alexandra,

    wichtig ist doch, dass du bei deinen Spuren ein gutes Gefühl hast! Das ist viel wert und ja, ich wollte als Kind immer so sein wie meine Eltern, das hat sich erst viel später geändert!

    Ein liebes und herzliches Gruezi in die Schweiz!

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